Kommerz Songtext
Oh, ich wünsche mir so sehr, daß ich dazu gehör' zur High Society. Zum Frühstück äß' ich Eier nicht vom Huhn, sondern vom Stör, dabei mocht' ich die noch nie. Dann hätt' ich Geld wie Heu! Oh Mann, wie ich mich darüber freuen würde! Doch der Weg dorthin ist steil, steinig und hart. Geld hat heute nur, wer arbeitet und Steuern spart. Aber dazu hab' ich keine Lust. Das muß auch anders gehen! Hauptsache ist, gewußt wie. Na ja, es gibt da so ein kleines Zauberwort, Damit geht alles in Erfüllung, damit klappt alles sofort im Rekord. Welches Wort, wollt ihr wissen, ist 'n das? Ihr seid verbissen, hingerissen, wegen eines ganz gewissen Werts des Worts? Ich werd's verraten: Es heißt Kommerz. Wie steig' ich also jetzt auf den Olymp hinauf, möglichst schnell? Klar: Als erstes mach' ich einfach eine Boygroup auf, möglichst kommerziell. Gell? Die nötige Qualifikation hab' ich jedenfalls ohne Zweifel: Ich seh' gut aus und das war's auch schon. Ich verzichte als nächstes auf den Sinn des Textes aller meiner Lieder - der kann noch so stupide sein, das merkt kein Borstentier. Ich singe nämlich alles auf englisch: "Uh baby! I love you very much! I wanna show you my Briefmarkensammlung!", und lauter solchen Quatsch! Diese Devise führt mich steil aufwärts, wetten? Ich sage nur Kommerz. Was man normalerweise nie erreicht - mit Kommerz geht's sehr leicht. Ich schaff' es garantiert bis auf Platz Eins der Charts, sogar als Dilettant. Dazu bedarf es eines höheren Bekanntheitsgrads, denn ist man erst bekannt, geht es rasant. Ich hab' zwar null Talent, dafür einen guten Produzent. Und mein kompetentes Management macht mich prominent. Und das geht so: Ein Musikvideo wird von mir gedreht, wird später dann gesendet, ständig eingeblendet, verwendet im Fernsehen, weil das alle gern sehen, wie z. B. VIVA oder MTV. Warum nicht auch über Kabel, Satellit, damit man mich überall sieht? An der richtigen Adresse bin ich bei der Presse, bin von großem Interesse. Mein Porträt in voller Breite füllt jede Titelseite von Jugendmagazinen, wie z.B. Bravo - ein Boulevard-Exemplar, wo der Jugend suggeriert wird, ich wär' begabt und total angesagt. Und schon bin ich das neue Teenager-Idol, das neue Sex-Symbol. Mein Lied saust sofort auf Platz eins, das Volk hört nur noch meins und sonst keins. Und obwohl ich überhaupt nix kann - mit Kommerz glaubt jeder dran. Die Zeit ist reif für meine erste Welttournee durch ausverkaufte Hallen voll mit Mädels, die, wenn ich auf die Bühne geh', in Ohnmacht fallen. Ich muß deswegen mein Image pflegen, und ganz besonders die Publicity, um nach außen hin in einem guten Licht zu erscheinen. Wie ich wirklich bin, interessiert ja keinen. Heiter geht es weiter auf der Karriereleiter, hoppe, hoppe Reiter, wenn er fällt, dann schreit er. Kann mir nicht passier'n! Ich bin ja gescheiter: Denn der Kommerz ist noch lang nicht ausgereizt! Nicht kleckern, klotzen! D.h., wenn man nicht mit Geschäften geizt, die vor Gewinnträchtigkeit nur so strotzen, z.B. der Verkauf von Büstenhaltern und Kuscheltier'n. Dadurch kann ich zusätzlich noch 'ne ganze Menge Kohle kassier'n. Damit ich möglichst viel Knete krieg' vertrete ich noch eine andere Strategie: Merchandising. Kennt ihr die? Das ist, wenn man stark ungehemmt den globalen Markt überschwemmt. Mit Produkten, auch billigen und schlechten, die keiner braucht, aber alle haben möchten, weil nämlich mein Name draufsteht: Bodo - das Poster, Bodo - der Toaster Bodo - das Osterei. Lebensgroße Pappattrappen, Baseballkappen, Kaffeetassen in krassen Massen, Bettbezüge zur Genüge, Kugelschreiber und so weiter. Man liest dann mein Autogramm in ganz Europa, sogar auf dem Klopapier. Schon bin ich reich wie ein Scheich. Mit meinen Millionen werd' ich sogleich andere Regionen bewohnen, die sich steuerlich mehr lohnen. So zum Beispiel Monaco oder Luxemburg. Mit einem letzten wunderschönen Abschiedssong tret' ich dann zurück. Dann stürzen sich zwar leider alle Mädels vom Balkon... Egal, mir fehlt ja nichts zu meinem Glück. Endlich ist's soweit, - wurde ja auch Zeit! - ich bin ein Mythos weit und breit bis in alle Ewigkeit! Fazit: Kommerz macht aus Verlierern Gewinner, die Dicken dünner, den Looser zum Sieger, zum Überflieger, das Nonplusultra vom Schuh bis zur Schulter. Ist der Kopf auch leer, um so besser! Es ist zu erkennen: Der Erfolg kommt nicht von Können sondern von - Kein Scherz! - Kommerz!