Zaunkönig Songtext
Ich hab einen Zaunkönig singen gehört auf einem Klotz aus zerborstenem Beton zwischen Containern und rostigem Schnee am Lagerplatz hinter dem Stadion. Da treffen sich manchmal, an Sonntagen meist, paar Fixer und Berber, natürlich getrennt und hören die Messe, die der zelebriert, der sich der neue Wacholderpapst nennt, der ganz alte Zimmermanns-Songs psalmodiert, den geilsten Weltuntergang verspricht; doch das ist wieder ein anderes Ding. Und sonntags da singt auch der Zaunkönig nicht. Dat Vögelken singt nur an Werktagen, wenn die Rush-Hour schlägt, der Jumbo einschwebt. Dann hocken sie auf der Rampe, und wehe, wer dann noch seine Stimme hebt oder den Ghetto-Bluster anknipst: sind gar nicht mal viele, vielleicht Stücker zehn. Und wenn der Zaunkönig loslegt, dann kannst du Gesichter sich ändern seh?n: Die Schnapsdrossel kriegt einen Kindermund, der Catcher sieht aus wie der Weihnachtsmann, die Stasi-Orbristin faltet die Hände, der Stricher aus Ghana himmelt dich an. Der Zaunkönig der seine Lieder mischt, bißchen von Bach und rollendem Splitt, Schnuckenack Hendrix und jaulende Pneus, Vivaldi und Glasflöten klingen mit ? Der Zaunkönig sang, wird öfter erzählt einmal am Sonntag vor anderhalb Jahr, genau als man Schnäppchen-Mary auffand, die atemlos schnüffelnd verschieden war zwischen dem Urschrei und Seufzer, mit dem das Stadion hinter dem Orbit verschwand. Der Vogel, sagt Heiner-Ziegeuner, der stammt von vor aller Zeit und aus Feuerland. Ich hab einen Zaunkönig singen gehört auf einem Klotz aus zerborstenem Beton zwischen Containern und rostigem Schnee am Lagerplatz hinter dem Stadion. Ich habe gesehn, wie der Jumbo einflog und wackelte über dem Lagerplatz, und die Pflastermalerin löste den Schal und küßte mit weichem Wermut-Mund. Dabei weiß dat Vögelken überhaupt nicht, was eigentlich los ist und überall. Und ob einer zuhört oder auch nicht das ist dem Zaunkönig völlig egal.