Wenn Einer übrig Bleibt Songtext

Fidl Kunterbunt

von Mehr Songtexte

Wenn Einer übrig Bleibt Songtext
Neulich saß ich in der Kneipe am Eck, und neben mir am Tresen saßen 2 Typen, und die haben sich ne ganze Weile schon unterhalten.
Der eine, ich hab so mit einem Ohr n bisschen hin gelauscht, hat erzählt wie das damals war in seiner Jugend mit seinen alten Freunden und das sie ne wunderschöne Zeit zusammen hatten und als er fertig war mit seinem Gespräch ungefähr nach einer Stunde hat er gemeint, dass er als einziger übrig geblieben ist von den alten Leuten von damals.
Daraufhin ist der andere natürlich sofort eingestiegen, hatte ganz logisch auch schon seine eigene kleine Geschichte parat wie auch er als einziger übrig geblieben ist von den ganzen Leuten von früher, und ich habn bisschen zugehört und habn bisschen geschmunzelt undn bisschen geweint. Ganz leise, sodass es keiner gehört hat. Und da hab ich mich zurück erinnert und ich würde euch heut gern meine Geschichte erzählen wie ich als einziger übrig geblieben bin. Wir waren damals n riesiger Haufen von Leute ungefähr 20 Mann oder mehr und wir haben uns jeden Abend auf der Rampe beim Aldi getroffen und mein allerbester Freund, das war der Tommy. Ach der Tommy, als ich den Tommy kennengelernt habe konnte der Tommy weder lesen noch schreiben. Aber der Tommy, der konnte malen. Der Tommy der konnte so schön malen. Und wenn die andern abends nach Hause gegangen waren da saßen ich und Tommy noch auf der Rampe beim Aldi und ich hab dann immer den Block raus geholt und den Stift und hab angefangen unsere Geschichten zu erzählen. Jeden Abend haben wir Geschichten gesponnen, meistens im Winter. Und wir haben das aufgeschrieben und die Geschichten gingen meistens 3 oder 4 Stunden oder noch länger! Es waren Märchen, es waren Fabeln, es waren Sagen. Und ich habs nie geschafft, meine Geschichten ganz bis zu Ende zu erzählen. Und wenn ich dann eingeschlafen war hat der Tommy seinen Block in die Hand genommen und einen Stift und hat unsre Geschichten zu Ende gemalt. Hat unsren Geschichten ein Happy End gegeben sozusagen. Und als ich am Morgen aufgewacht bin da war mir immer so warm ums Herz, ach Tommy. Und den ganzen Winter über haben wir das gemacht und im Sommer ist der Tommy dann losgezogen und hat unsre Geschichten an die Wandfassaden und an die Züge der Stadt gemalt und hat sie somit lebendig gemacht. Und ich möcht euch jetzt gern meine Geschichte erzähln wie das halt damals war.
Du konntest nicht lesen, ich konnte nicht malen, ich konnt nicht mit Farbe und du nicht mit Zahlen, das hat mich nicht gestört, dich doch auch nicht mein Freund. Zu meinen Geschichten hast du die Bilder geträumt. Hast sie oft auch gepinselt an irgendner Wand und ich konnt mich drauf verlassen, dass ich mein Märchen dort fand in deinen Gemälden so mancher Eisenbahnzug war froh das er jetzt doch noch ein Abendkleid trug. Nur heute magste nicht mehr malen nicht eine Stahlbetonprinzessin darf heut noch hoffen aufn Frühlingskleid von dir. Der Mantel der Autorität, der passt zu dir wie angegossen wie deine Frühlingskollektionen auf Papier. Heut biste ein Lackierermeister mit ner staatlichen Lizenz, resozialisiert so nenn die das. Ich bin geblieben wie ich war, bisschen ruhiger schon, ja klar aber lange noch nicht still und angepasst. Und so hab ich dirn paar Zeilen geschrieben. Ich bin als einziger übrig geblieben und du grüßt im Vorbeigehen wie immer. Du machst doch alles noch tausendmal schlimmer. Und graue Wandfassaden lässt du heute grau. Hast ne Familie und ein Heim im Plattenbau, hast alles was du niemals wolltest, machst was du besser lassen solltest und von den alten Freunden fragt nach dir heut keiner Sau. Und weißte was das Schlimme ist Tommy, nach mir fragt heut auch keine Sau mehr und ich glaub überhaupt das keiner von damals nach noch irgendwem von damals fragt. Und ich weiß nicht ob das so schwer ist die alten Nummern zu wählen, den beschissenen Hörer in die Hand zu nehmen. Man habt ihr die Nummern alle schon vergessen, wenn sie überhaupt noch stimmen. Ach aber was.. ich hab ja noch nicht mal n Telefon wo ich anrufen könnte. Aber weißte was, ich ruf auch keinen mehr an, ich ruf ja auch selber garkeinen mehr an. Und weißte warum, einfach nur deswegen weil ich Angst hab davor. Das ihr nicht mehr so seid, wie ich gern hätte das ihr seid, so wie ihr ward… Die großen Träumer und die Weltverbesserer. Ach … Mensch … Irgendwie, irgendwo, irgendwann, mensch, für euch da hätt ich alles getan. Du hast doch auch schon lang vergessen die Clique und das gute Essen außem Container hinterm Edeka-Markt. Warum hier keiner von dir spricht, vielleicht weil mir mein Herz zerbricht wenn ich andauernd nach den alten Kumpels frag. Ach mit Lambrusco ausm Becher schmeckt dir das Leben so viel besser. Samstag beim Pogo blieb selten ein Knochen heil und Mittwochabend gings zur Rampe hinterm Aldi auf zum Brotschrank (?) wir warn so satt wir waren Freunde, war das geil. Und so hab ich euchn paar Zeilen geschrieben, ich bin als einziger übrig geblieben und ihr grüßt im Vorbeigehn wie immer und macht doch alles noch tausendmal schlimmer. Du weißt es nicht mehr. Man die Mandy die spielte Gitarre, ey vorm Kaufhof und wir ham geklaut was wir konnten und ham uns die Erde nochmal nach unseren Träumen erbaut. Ey ja ich war der Hackto der Tommy aus den Geschichten vom alten Mark Twain. Ja und abends am Feuer warst du dir selten zu schade für alle noch einen zu drehn. Wir warn echtn geselliger Haufen. Einer für alle und alle für einen. Verdammt wir ham uns im Alltag verlaufen und wir holn uns wohl nie wieder ein. Und so hab ich uns paar Zeilen geschrieben, wir sind als einziger übrig geblieben. Jeder für sich und jeder hat seine eigene Geschichte. Und so begrüßen wir uns im Vorbeigehen wie immer und machen alles noch tausendmal schlimmer und dabei wolln wa doch nur ma wieder in paar vertraute Gesichter sehn, was über die alten Zeiten reden, was wir heut nicht mehr sind festentschlossen und blind so entschlossen und blind. Blind vor Liebe und Leidenschaft auch wenn es nie eine Chance gab. Trotzdem alles zu tun nach vorne ohne zu ruhn. Es war kein Tag wie der andre Tag. Mal ein paar alte Gesichter sehn, was über die alten Zeiten reden, was wir heut nicht mehr sind festentschlossen und blind so entschlossen und blind, blind vor Liebe und Leidenschaft, auch wenn es nie eine Chance gab, trotzdem alles zu tun , nach vorne ohne zu ruhn, es war kein Tag wie der andre Tag