Vaterland (2001) Songtext

Konstantin Wecker

von Mehr Songtexte

Vaterland (2001) Songtext
Was ist das nur, ein Vaterland

In welchen Grenzen wohnt es?

In denen wie vor hundert Jahren

Wen haßt es, wen verschont es.


Und was verbindet uns mit ihm,

Sein Reichtum, seine Siege?

Wie schnell hat man ihm doch verziehn

Die Toten und die Kriege.



Was läßt mich stolz sein auf ein Land

Nur weil es nicht so arm ist

Wie andre, wo´s vielleicht dafür

Dem Volk im Herzen warm ist.


Und hätte nicht ein Mutterland

- ich weiß das gibt es nicht -

für alle die ihm anvertraut

ein lieberes Gesicht?



Was ist das nur, ein Vaterland?



Was ist das nur, ein Vaterland

Ist es dein Fleisch und Blut.

Macht es dir, wenn du rebellierst

Zum freien Denken Mut?



Ist es ein Vater, der dich stets

Auch über Klippen führt

Oder ein sturer alter Mann

Der dir den Hals zuschnürt?



Willst du an dieses Vaters Hand

Wirklich in schweren Zeiten

Voll Zuversicht zu diesem Band

Durch Höhn und Tiefen schreiten?



Liebt dich denn dieser Vater auch

Wie wirst du ihn beerben

Läßt er dich ohne Eifersucht

Wirklich erwachsen werden?



Vom Untertan zum Bürger werden?



Genügt es denn nur Kind zu sein,

Daß man sich erst beschwert

Wenn einen dieser Vater Staat

Nicht wie gewohnt ernährt?



Und müssten wir nicht endlich auch

Den Vater uns erziehen

Ihn fordern mit Ideen, mit

Visionen, Utopien?



Was soll das noch, ein Vaterland,

In den vernetzten Zeiten

Wollen wir denn wirklich immer noch

Um Blut und Rasse streiten?



Nicht spreche ich von Heimat,

Ihren Kindheitszauberorten,

Den Klängen, den Gerüchen,

All den wohlvertrauten Worten.



Und Heimat ist doch überall,

Wo man sich damit segnet

Daß man, für Augenblicke nur,

Sich endlich selbst begegnet



Nur dieses arg mißbrauchte Wort

Läßt sich für mich nicht fassen

Ich kann den Ausdruck Vaterland

Nicht lieben und nicht hassen



Und glaubt mir Freunde, mir genügt

Mein Vater zur Genüge.

Ein ganzes Land als Vater war

schon immer eine Lüge