Nah Dran Songtext

Hannes Wader

von Nah Dran

Nah Dran Songtext
Nah dran
Was habe ich bloß in meinem früheren Leben
nicht alles angestellt, mir für Mühe gegeben,
um an Frauen ranzukommen aber irgendwie sollte
es wohl nicht sein – ich konnte machen was ich wollte.
Vor ihnen auf die Knie fallen, auf den Händen gehen;
sie konnten mich nicht oder wollten mich nicht sehen.
Doch je weniger sie mich wahrzunehmen schienen,
desto verrückter war ich dafür dann nach ihnen.
Na na na na na na na nanei, na na na na nei
Für andere wäre das ein Grund gewesen Frauen, zu hassen.
Nicht für mich, nein, soweit habe ich es niemals kommen lassen.

Bei Edith konnte ich erst dann ein bisschen was erreichen,
als ich sie stündlich anrief, anfing ihr nachzuschleichen.
Eines Nachts am Telefon ließ sie mich wissen,
sie hätte jetzt die Schnauze voll, ich sollte mich verpissen.
Für mich hieß das, sie war dabei sich in mich zu verlieben -
nur wollte sie es sich nicht eingestehn ist stur geblieben,
und hat als ich mich im Schlafsack auf den Treppenstufen
vor ihrer Wohnungstür legte, die Polizei gerufen.
Na na na na na na na nanei, na na na na nei
Es ist schon beklagenswert, wie sehr doch manche Frauen
noch ihren echtesten Empfindungen misstrauen.

Einmal als ich mich im Schnee vor der Skihütte sonnte
fiel mir Rosi sofort auf, weil sie so toll Ski fahren konnte.
Bin ihr gleich auf meinen Langlaufskiern nachgeklettert
mit ihr die schwarze Piste Schussfahrt runtergebrettert
Kaum aus dem Krankenhaus entlassen bin ich noch auf Krücken
direkt zum Après-Ski dort hat zu meinem Entzücken
Rosi mir ihr – leider ist es dabei geblieben -
mir ihre Telefonnummer auf meinen Gehgips geschrieben
Na na na na na na na nanei, na na na na nei
Ich rufe sie immer mal wieder an, doch zu meinem Kummer
heißt es dann jedes Mal: „Kein Anschluss unter dieser Nummer.“
Mit Uschi ging ich mal zu einer dieser Stadtteilfeten
da ist dann auch so'n Typ mit ‘ner Gitarre aufgetreten.
Uschi ist fast ausgerastet, als der anfing zu singen
um „Heute hier und morgen dort“ von Reinhard Mey zu bringen.
Die Bühne stürmend hat sie erst mal drei Ordner umgerissen
und dann dem Sänger ihren Tanga ins Gesicht geschmissen.
Und weil sie Musik so liebte habe ich dann nachts auf ihrem Rasen
„Gute Nacht Freunde“ auf meiner Blockflöte geblasen.
Na na na na na na na na na nanei, na na na na nei
Ihren Slip behielt sie an, entschied den Hund auf mich zu hetzen,
der ihr dann meinen dafür brachte – wenn auch in tausend Fetzen.
Kläre war Buchhändlerin. Ich sah sie oft am Tresen
alleine sitzen, Schorrle trinken und Gedichte lesen.
Ich Brille aufgesetzt, ‘ne Cordjacke angezogen,
beige mit aufgesetzten Lederlappen an den Ellenbogen.
Gelbes Reclambändchen, Rilke, jedes eines mit Reimen
um mich damit, na ja, bei Kläre einzuschleimen.
„Hey, du Wichser, ich bin Lesbe“, meinte sie kurz angebunden,
„Du kannst dich mal verp…“-„Halt“, sag ich, „ich bin ja schon verschwunden!“
Na na na na na na na na na nanei, na na na na nei
Ich glaube, wenn sie nur ein bisschen Bi gewesen wäre,
nur so vierzig Prozent - hätt‘ es geklappt mit mir und Kläre.
In Ost-Berlin, hieß es, könnte man leicht Mädels angraben,
im Tausch gegen Strumpfhosen Sex mit ihnen haben.
Ich gleich'rüber, in der Disco die Strumpfhosenmasche
abgezogen. Und ich fische das Teil aus meiner Tasche,
während ich mit Mascha tanze. Sie sagt:“Komm, wir gehen!“
Draußen stürzte aus dem dunklen Hauseingang vor dem wir stehen.
sich ein Mann auf meine Strumpfhose, entreißt sie mir quasi.
„Mein Freund Mischa,“ sagt Mascha. „der ist bei der Stasi.“
Na na na na na na na na na nanei, na na na na nei
„Hau bloß ab! Um zwölf wird der Grtenzübergang geschlossen.
Bleiben dir noch zehn Minuten. Wer zu spät kommt, wird erschossen.“

Ich weiß, das klingt nach selbst organisierten Niederlagen,
persönlichem Versagen, will mich ja auch nicht beklagen.
Es soll, wie man so sagt, vom Glück verwöhnte Leute geben,
auf deren Rücken unsichtbare Engelflügel kleben,
die damit über den Beschwernissen des Daseins schweben.
Ich gehöre mehr zu denen, die sich im Bestreben
ihre Schicksalslast zu schultern, alleine immer mal verheben,
komme oftmals bis ans Ziel, doch ganz nah dran ist eben
wieder nur ein etwas andres Wort für knapp daneben.
Mehr ist nun mal nicht drin für mich, doch damit kann ich leben.
Na na na na na na na na na nanei, na na na na nei ...



(Dank an G. van Heukelum für den Text)