Freud'sche Fabel Vom Hunger Und Streit Songtext

Franz Josef Degenhardt

von Mehr Songtexte

Freud'sche Fabel Vom Hunger Und Streit Songtext
Wir hätten den Vater erschlagen, die Mutter und Schwestern genommen. Wir hätten den Vater gefressen zu unserem Nutzen und Frommen. Na schön, dann haben einige von uns aber zu wenig abbekommen. Und ich bin einer, der nicht genug gehabt hat. Ich hab immer noch Angst, ich werde nicht satt. Die haben auch heute noch Hunger, die zu kurz gekommenen Brüder. Und an dem sehr alten Hunger erkennen sie sich auch wieder. Und an dem Haß auf die anderen satten Familienmitglieder. Und ich bin einer, der nicht genug gehabt hat. Ich hab immer noch Angst, ich werde nicht satt. Und schwappen die Kannen auch über, und wenn auch die Fleischbänke brechen, der Hunger ist viel zu alt und läßt sich nicht mehr bestechen. Und es werden die leiblichen Brüder miteinander jetzt nicht mehr sprechen. Und ich bin einer, der nicht genug gehabt hat. Ich hab immer noch Angst, ich werde nicht satt. Die ausgehungerten Brüder wollen es nicht länger ertragen. Sehr bald muß man daher verteilen die Beute für Schwanz und Magen. Nach dem nächsten Massaker nämlich sind alle Verwandten erschlagen. Und ich bin einer, der nicht genug gehabt hat. Ich hab immer noch Angst, ich werde nicht satt. Moral dieser Fabel vom Hunger und Streit: Man kommt zu diesem bekannten Ergebnis auch mit Doktor Freud.