Heinz Rudolf Kunze

Robert Limpert
Ich erzähl die Geschichte von Robert Limpert Student der Theologie es ist die Geschichte eines Verbrechens von größter Infamie ein Verbrechen begangen an Robert Limpert in den letzten Tagen des Krieges Braunland lag im Todeskampf angesichts des alliierten Sieges Neunzehnhundertfünfundvierzig der achtzehnte April rund um die kleine Stadt Ansbach in Franken ist es trügerisch still Es nähert sich die US-Armee schon morgen wird sie kommen in wenigen Stunden ist ohne Zweifel Ansbach eingenommen der Ortsgruppenleiter der Nazis ist geflohen in der Nacht die meisten Soldaten nach Süden verlegt für eine andere Schlacht die Bürger von Ansbach leben in Kellern und Bunkern wie die Ratten ein Wunsch nur: Kapitulation doch wer soll sie gestatten SongtexteErnst Meyer ganz bestimmt nicht er ist der Kampfkommandant fanatischer Nationalsozialist er hat es in der Hand Kampf bis zum bitteren Ende jawohl er besteht darauf ein deutscher Luftwaffenoberst gibt doch nie im Leben auf Robert Limpert neunzehn Jahre alt kriegsuntauglich Gott sei Dank will den Wahnsinn endlich stoppen Ansbachs Untergang An diesem schönen Frühlingstag dem achtzehnten April will Robert Limpert etwas tun hält er nicht länger still ein Schneesturm aus Papier weht durch diese schöne Stadt Flugblätter klar wie weiße Fahnen die er geschrieben hat zwei Hitlerjungen sehen ihn und geh'n zur Polizei schon eine Stunde später ist Limpert nicht mehr frei Kampfkommandant Ernst Meyer wird sofort informiert er zögert keinen Augenblick: Der wird exekutiert der Prozeß dauert zehn Minuten das ist Meyer noch zu lang Robert Limpert wird verurteilt zum Tode durch den Strang sie warten vor dem Rathaus auf Robert Limpert mit dem Strick es gelingt ihm sich loszureißen er entkommt mit viel Geschick Doch schon nach hundert Metern fängt die Polizei ihn ein eine stumme Menschenmenge hört ihn verzweifelt schrei'n er wird von den Bürgern getreten geschlagen und bespuckt dann endlich wird er aufgehängt er baumelt und er zuckt der Strick reißt und er fällt aufs Pflaster seiner Henkerstätte ein Städtchen namens Ansbach das er gern gerettet hätte Dann wird er wieder hochgezogen und hängt dort bis er stinkt kein Gott hat ihm geholfen daß Ansbach in Scham versinkt man geht davon aus daß Ernst Meyer sich davongestohlen hat genau vier Stunden später sind die Amis in der Stadt dies ist die Geschichte von Robert Limpert Student der Theologie es ist die Geschichte eines Verbrechens deutscher Infamie (nach einer wahren Begebenheit, berichtet von Ian Kershaw in seinem Buch "Das Ende") Aus Songtexte Mania