Konstantin Wecker

Rom
Schon mit dem ersten Licht ist diese Stadt in Leben eingetaucht und Kraft. Die Häuser schimmern zwar noch etwas matt, doch durch die Straßen rinnt schon all der Saft, den Rom im Überfluß besitzt. Man spürt das dumpfe Pochen aus den Katakomben, wo sich der erste Christenleichnam rührt. Sie werden alle kommen und mit Bomben aus Glut und Hitze um sich schmeißen. In ein paar Stunden steht die Stadt in Brand. Die Götter stehn in Positur und gleißen Songtexteund halten bunte Dias in der Hand. Unter dem Titusbogen weiden deutsche Schafe und die Cäsaren lassen es geschehn. Statt aufzuwiegeln wie einst jener Sklave wolln sie zerbröckeln und auf Marmor stehn. Die grauen Päpste kauern auf St. Peter und geifern ihren Segen auf die Stadt und suchen Gott. Was solls, da oben steht er und jammert, daß man ihn vergessen hat. Er soll sich vorsehn, daß ihn jene Pferde, die seit Jahrtausenden die Sonne ziehn, nicht niedertrampeln. Denn schon glüht die Erde und alle grellen Lichter werden fliehn und ins Inferno tauchen. Die Paläste verlieren ihre Schatten und verstummen. Die Zeit der Katzen kommt und die der Feste, die greisen Dichter steigen aus den Niederungen. Und endlich kann sich Rom besaufen die Brüste prall und voll von Wein. Gelächter fangen an zu laufen und schwellen an und brechen in dich ein. Und du ertrinkst und taumelst durch die Gassen, die Häuser flattern auf, du rennst vorbei, du willst die ganze Stadt umfassen - Rom hat dich endlich. Nie mehr bist du frei. Aus Songtexte Mania