Bernd Stelter

Die, die in den 70er Jahren
Ich frag mich, wofür brauchte ich die Jahre vorher bloß, jetzt bin ich jung, jetzt bin ich stark, jetzt geht es endlich los, jetzt hab ich Mofa, Tanzkurs, Klassenparty, jetzt kommt der ganze Rest, doch mitten in der Euphorie, da stellst Du plötzlich fest: „Scheiße, wir sind in den 70ern!“ Die, die in den 70er Jahren Zwischen 11 und 17 waren, Junge, glaube mir das Eine, das waren wirklich arme Schweine. Es gab Kassettenrekorder und noch echte Plattenspieler, Prilblumen in grün-orange auf Kacheln, die waren lila, wir hatten statt nem Laptop Taschenrechner dabei, und meine erste Digitaluhr war so groß wie ein Hühnerei! Die Mädels trugen obenrum gestreifte Acrylpullover. Als ich zum ersten mal da drunter wollte, kam ich mir vor wie'n Doofer. Der Entschluß war da, und auch der Mut, und das Problem war nur: Wie kommst Du unter so nen engen Pulli mit so ner dicken Uhr! Ich musste das schon fühlen, denn Busen sehen, nicht die Bohne. Im Freibad lag kein Mädchen einfach so da, oben ohne. Wir waren im Bett, wenn sich die Steeger bei Klimbim auszog. Mir blieben nur die BH-Models aus dem Quelle-Katalog. SongtexteDie Mädels trugen Hot Pants, das waren so kleine Fetzen, die Mädels sahen toll aus, aber konnten sich nicht setzen. Schlimmer ging's nur den Jungs, war nicht zu übersehen, die Mädels konnten sich nicht setzen, und die Jungens nicht aufstehen. Man fuhr mit Cloques auf seinem Mofa, oder dem Bonanza-Rad, wenn man den 3 Meter Schal nicht gerade in den Speichen hat. Die Hosen hatten nen Riesen-Schlag – aber oben waren die so eng, Portmonee in Hosentasche, und schon machte's Peng. Das Mofa, das frisierte man tatsächlich ungehemmt, die Bürste in der Parka-Tasche, aber ungekämmt, das Haar so lang, so ungewaschen, was waren wir für Ferkel, wenn ich da heut dran denk, man tut ihr Unrecht, der Frau Merkel... Aus Songtexte Mania