Konstantin Wecker

Die Kanzlerin
Ich habe ein Geheimnis, das ich sicher bei mir hüte, obwohl sich mancher Klassenfeind darum bemühte. Doch alles Dunkle will ans Licht, die Enge sucht die Weite, und selbst mein kleines rotes Herz pocht auf der falschen Seite. Den besten Freunden wollte ich mich niemals offenbaren. Doch nun zerreißt es mir die Brust, drum sollt ihr es erfahren: Das Lächeln meiner Kanzlerin, es raubt mir den Verstand. Wenn sie parliert im Parlament, regiert mit zarter Hand, dann weiß ich: ganz egal, was sie politisch fabuliert, wir werden von dem schönsten Lächeln dieser Welt regiert. Man wird mich nicht mehr schätzen Songtextein meinen linken Kreisen, wird Hunde auf mich hetzen, lässt Züge entgleisen. Doch bitte sagt: Was soll ich tun? So weit ist es gekommen! Die Liebe hat wie ein Taifun mein Herz im Sturm genommen! Ach ja, ich seh´s, ihr seid geschockt, ihr seht die Welt so kritisch. die Liebe macht mich toll und blind und restlos unpolitisch. Das Lächeln meiner Kanzlerin, es raubt mir den Verstand, und wenn sie tagt im Bundestag und herrscht mit zarter Hand, dann weiß ich: ganz egal, was sie politisch fabriziert, wir werden von dem schönsten Lächeln dieser Welt regiert. Und neulich war sie, finde ich, entschieden zu kokett. Sie legte sich doch glatt mit der Atomlobby ins Bett. Doch was ist los, ich weiß nicht mehr, was ich ihr glauben soll, jetzt find´t dieselbe Kanzlerin den Ökostrom ganz toll! Doch wenn die Wut am größten ist, denk´ ich an Angie still und an das Jahr 2008, den 13. April: Ein Bild erhellte diese Nacht, am Nordpol schmolz der Schnee: Da zeigte meine Kanzlerin ihr pralles Dekolleté! Das ... nein die - die Brüste meiner Kanzlerin rauben mir den Verstand. Es schlägt mein Herz für diese Brust und unser Vaterland. Ich fäll´ für sie in Stuttgart einundzwanzig alte Bäume und sprenge ihr den Kopfbahnhof für Immobilienträume. Ich blas´ mit ihr den Terrorfürsten dieser Welt den Marsch und kriech´ dafür für alle Zeit der NATO in den Arsch. Ich mauschelte mit ihr fortan mit Bänkern, Lobbyisten, und wenn es sein muss schösse ich für sie auf Pazifisten. Ach könnte ich in an dieser Brust nur einmal kurz versinken! Dann wählte ich - ich schwöre es! - auch niemals mehr die Linken. Aus Songtexte Mania