Das große Testament Songtext

Klaus Kinski

von Mehr Songtexte

Das große Testament Songtext
Als mich das Blut durchkochte dreißig Jahr

und Tag und Nacht nur Gram und Schande war,

da bin ich auch kein großer Gott gewesen,

und auch kein kleiner Narr in einem Jahrmarktszelt.

Mich haben Gottes harte Reiserbesen
vom Mutterbauch verstoßen in diese Welt.

Doch du, Herr Bischof, - Hund -, du kannst mich nit

verfluchen, weil ich bitter Strafen litt.



Ich bin noch lange nicht dein Sklave hier,

du Judas, bin auch nicht dein Hundetier.

Ich vergess dir nie die schwarze Kerkerzelle,

als draußen Sommer war mit Feuermohn und Wein

und Frauen manchmal nackend auf der Schwelle

zu meinem Herzen lagen. Ach, du Stein;
Gott wird dir zahlen, daß du mich so hart

geschlagen hast und bis aufs Blut genarrt.



Des ganzen Lebens schwarze Litanei,

vom Mutterleibe bis zum Todesschrei,

die langen Wanderungen durch die kalten

Gelächter der Menschen und zum Schluß

der Streich des Henkers, haben böse Falten

in mein Gesicht gemacht, mich so herumgehetzt

wie Wölfe, die man aus den Wäldern in die Stadt reinjagt

wozu die Kirche auch noch Amen sagt.



Mir hat's die Augenbrauen aufgemacht,

als alle Bücher, die ich manche Nacht

zerlesen habe in der Klosterzelle.

Und bin ich auch gewandert ohne Kreuz und Stab,

es sprang der Bach im Feld mit froher Welle

an mir vorüber und auch grüne Waldung gab

mir das Geleit zu aller Jahreszeit

auf einer Erde tausend Meilen weit.



Ja, nicht immer brauchen droben Sterne sein,

Gott ist auch wo die schwarzen Bäume schneien.

Er hat noch jedem Greis den Sarg gegeben

und gab der Jugend einen Rosenhut.

Wie mancher führt im Mai ein Lasterleben

und ist doch wieder worden rein und gut,

wenn Reue seine Seele füllt aus...



Und wünscht auch mancher Schnöde meinen Tod;

es kommt zuletzt ein großes Morgenrot,

da wird die Welt gezählt und abgewogen,

die Bösen müssen Gott zur Linken stehn

und sind um Sommerfreud betrogen,

wird ihnen jede Straße, die sie gehn

zur Qual! da blühen keine Blumen mehr,

da treibt auf schwarzem Meere ewig Nacht daher.



Ja, nur die Not trieb mich den schlechten Pfad,

hab nichts dabei errafft, hab nichts gespart,

bin arm geblieben und ein Lumpenhaufen.

Jetzt ist mein Haupt ganz grau und ausgehaart,

ich kann mir keine Herzenslust mehr kaufen.

Mir hält die Erde hin die Knochenhand

und gräbt ein Lager in den Aschensand.



Wie war ich Knabe einmal doch so stolz

auf mein Gesicht, schoß durch die Welt Kobolz,

und fand am Ende einen weißen Leib,

der gab sich mir mit schönen roten Beeren

und war ein süßer Zeitvertreib

den Sommer lang. Das will nit wiederkehren.

Vorbei Musik und Maientanz,

jetzt trag ic heinen schwarzen Sorgenkranz.



Und ist kein Feld und ist kein Strohsack mein,

die Sippschaft, die Sippschaft läßt mich nicht ins Haus hinein,

weil ich so räudig bin und so zerlassen.

Morsch sind im Maul die Zähne mir schon sehr

ich, ich kann auch keinen Schritt mehr richtig fassen.

Ach, käme doch das weiße Reh daher;

mein Herz, vielleicht täts wieder einen guten Schlag

und läge bei dem Reh so zart im Rosenhag.



Wer aber will mich nachgefärbten Mohr

jetzt noch ins Bett und Kinder von mir wissen?

Nicht mal der Hund, dem ich den Lausepelz so seiden schor,

kann nur mein' Schuh bepissen.

Ich habe schon die Schul geschwänzt

und da begann's mit mir bergab zu gehen,

da wuchs der Satansschwanz.



Nur was ich leiden mußte, das blieb groß,

das dank ich dir, mein Herr, es ist ein schönes Los,

für diese Sündenwelt so leiden müssen,

Die Kirche soll mir fürderhin auch noch gestohlen bleiben,

will den Rosenkranz nit küssen!

Mir steht der Herr viel höher in dem Sinn als euch,

die ihr vor bunten Bildern kniet,

und wenn es blitzt in dunkle Keller flieht.

Mich freut kein Haus, mich freut schon lange nichts,

mein Herz, wie eine Dornenkrone stets.



Ich bin nicht Gottes liebster Sohn gewesen,

ich ging dahin wie mich die Laune grade trieb,

mich hätten gern Zigeuner aufgelesen.

Woher ich kam will ich auch wieder enden

im Mutterschoß. Da ist es wo man schöner ruht

als in dem Freudenbett der Königin,

denn solche Nächte gehen oft wie ein Begräbnis hin



Wie vieles ist für Knaben schön und gut

und albern, wenn ein Greis sich damit wichtig tut.

Seht doch, wie der Affe da das Maul aufreißt,

wie seine kleinen Augen sich verdrehn,

weil sich kein Mädchen mehr sich in seinen Wurm verbeißt

und wäre sie vom Kopf bis zu den Zehen ein abgegrastes Hurenweib

die wäre selbst zu schad für solchen Zeitvertreib

doch lassen wir das Thema jetzt,

sonst fühlt am Ende noch

ein alter Sünder sich verletzt

und hetzt den Staatsanwalt mir auf den Hals

von wegen Unzucht, Völlerei und Afterkunst

ich habe nämlich keinen blauen Dunst

vom Paragraphenkram, ich kenne bestenfalls den Henker

dem ich schon mal mit knapper Not

entwichen bin, ich dank für solchen Tod

Ich will mich lieber splitternackt noch einmal in ein rotes Kleefeld legen,

es ist so schön wenn rudelhaft die Wolken durch die Himmel fegen



Nicht wahr, du denkst wie abgeschmackt,

mir aber liegt nun einmal dieser Zug ins Tierbereich,

was drüber ist, das ist Betrug an jenem Drüsensaft

der uns den Fiedelbogen strafft.



Ich bin wahrhaftig nicht der Herr Ästhet

der immer stöhnt, wenn's nicht nach seiner Pfeife geht.

Ich denk, der Herrgott hat uns allesamt

aus dem Morast herausgefischt

und schön zu seinem Ebenbild verpaßt.

Es liegt an euch! Es liegt an euch,

wenn mir das Leben schöner blüht.

Ich habe schon so viel Geduld mit euch gehabt

daß mir noch immerzu der Schädel glüht



Ich kann auch nicht dafür, daß mich die Mädchen

oft für strammes Astwerk halten

Ich habe manchmal selber nicht kapiert

daß von mir sie zu Weihnacht schwanger gingen,

doch ist mir öfter schon viel schlimmeres passiert,

nur spricht man nicht von solchen Dingen.



Ja, so allmählich kommt der Tag heran,

wo ich nicht mehr in Ruhe kacken kann,

geschweige Versedichten für den Hausgebrauch.

Aus diesem Grunde will ich endlich reinen Tisch

mit meinem Dasein machen, vieles riecht nicht mehr ganz frisch

das kommt gleich auf den Mist

den Rest verschreib ich zu einem Teil der Nonne

die mit zwanzig Jahren noch ganz heil am Bauch geblieben ist

und wieder einen Teil bekommt der Henker für den Strick



Ich will auch dieses letzte Mal

mit einer schönen runden Zahl

die Kirche unserer lieben Frau erfreun

dafür soll mir an jedem Allerseelentag

die hohe Geistlichkeit mit Tschindera und Paukenschlag

ganz frische Jungfernhäute auf die Nase streun

damit ich von dem weißen Muttertier

beileibe nicht den Nachgeschmack verlier.



Was schließlich übrigbleibt von meinem Hab und Gut,

das soll man einem Bettler in den Hut hineintun,

doch wenn dieser Kerl gar "dankschön" sagt

und nach dem Spender fragt,

dann haut ihm mit dem Brett eins auf den Kopf.

Ich habe nie gefragt woher es kam,

wenn ich mir Geld aus fremden Kassen nahm.



Ja, ich hätte wohl so mancherlei auf meinem Herzen noch,

doch wenn man so behindert ist wie ich in diesem Loch,

dann denkt man mehr wie das wird sein,

wenn Franz Villon sein Köpfchen in die Schlinge steckt

und in den grünen Himmel seine Zunge bleckt.

Ich habe nämlich Sorge, daß mir vielleicht im letzten Augenblick

doch noch was Nasses in die Hosen fällt.

Doch, doch, das kommt bei solchem Sturz

wohl öfter vor, doch lieber wäre mir ein trockner Furz.



Auch wegen dieser Todesart

an sich bin ich mir noch nicht klar

ob ich nicht etwa protestieren soll.

Es zeugt wahrhaftig nicht von viel Respekt

vor Gottes Ebenbild, daß man es so verdreckt

dem Herrn zurückgibt, doch die Welt ist voll

von Unkultur. Drum will ich auch nicht mehr

den Kopf mir kratzen für dies Hammelheer.



Ich sause ab, ich sage gern Ade,

ich trage bald ein Kleid so weiß wie Schnee.

Es braucht nicht grad der Himmel sein,

wo man mir Wohnung gibt,

ich habe einmal ein Zigeunermensch geliebt.

In ihren Kral, da tret ich leise ein,

und will sie daß ich ihre Zähne wieder putzen tu mit meinem Maul,

dann,

liebe Seele,

hast du endlich

Ruh.